…dachte ich zuerst. Und dann las ich, dass Schwarzgeld zukünftig höher besteuert werden soll. „Höher“ würde bedeuten, dass es schon immer besteuert wurde. Nur eben nicht so hoch. Das Lachen blieb mir im Halse stecken, denn die Ente war eine Gans, eine ganz ernste Angelegenheit nämlich und kein Aprilscherz: In die Schweiz gebrachtes Schwarzgeld deutscher Bürger aus den vergangenen zehn Jahren soll mit bis zu 41 Prozent höher als bislang geplant besteuert werden. Dafür droht nun drei nordrhein-westfälischen Steuerfahndern eine Spionage-Anklage in der Schweiz. Der offensichtliche Zusammenhang mit dem deutsch-schweizerischen Steuerabkommen wird heftig verneint. NRW-Hannelore Kraft (nicht verwandt mit dem Ketchup) wird für ihr Bundesland aber sowas von einem Schweizer-Käse-Embargo verordnen, dass die Schweizer Kühe ab sofort Antidepressiva brauchen.
Auf zur nächsten Aprilscherz-Chance: Die Wulffs machen Millionen mit Memoiren. Beinah hätte ich es geglaubt. Biografien mit dem Nährwert einer Instant Chinanudelsuppe. Da wäre es doch sinnvoller, gleich zwei Molsekine-Notizbücher mit Schnipsgummi zusammenzutackern und als Geschenkbox anzubieten. In die kann der geneigte Kunde dann reinschreiben, was er von dem ganzen Käse um das ehemalige Präsidentenpaar hält. Denn wer keine Erinnerung hat, sollte keine Memoiren schreiben. Konnte sich Herr Wulff doch schon zu präsidialen Zeiten an nichts erinnern. Zumindest nicht an seine Fehler. Aber auch hier keine Entwarnung, ergo: kein Aprilscherz!
Angela Merkels erstes West-Auto wird bei Ebay versteigert. Die Betonung liegt auf „West“, denn ihr erstes Auto war vermutlich ein Trabi. Und der fährt auch heute noch nicht mit Sonnenblumenöl. Der VW Golf liegt bei momentan 10.000 €. (Nachricht an den Verkäufer: Leg noch ein Buch mit drauf als Anreiz. Erscheint am 16.04.12 im Ullstein Taschenbuch, Patricia Pantel, Andreas Keßler: Das Lexikon der Auto-Irrtümer)
Der letzte prominente VW Golf – vom heutigen Papst Benedikt XVI. – wechselte übrigens für 189.000 € seinen irdischen Besitzer. Das ging ohne Buch. Und ist auch kein Scherz.
Nicht zum Scherzen war auch ihnen zumute: Ausgerechnet bei einer so zeitgeistigen Partei wie den Piraten steht plötzlich der latente Verdacht der Herabwürdigung von Frauen und Ausländern zur Debatte. Die JuPis – ihre Jugendorganisation – setzen einen offenen Brief mit der entsprechenden Kritik am Umgang miteinander ins Netz, ein Sprecher hingegen wiegelt ab, redet von ein paar Querschlägern, die ihre anzüglichen Kommentare dummerweise in Piratenmanier online geäußert hätten, das seien lediglich „zehn Prozent Idioten“. Na, wenn wir uns anstrengen, finden wir da bestimmt noch ein paar mehr.
Kommen wir zur bisher größten Anti-Nazi-Demonstration in Dresden im Februar und damit zu einem ihrer Organisatoren, der FDÄ – Front deutscher Äpfel, der nationalen Initiative gegen die Überfremdung des deutschen Obstbestandes und gegen faul herumlungerndes Fallobst.
Hier bin ich zum ersten Mal glücklich darüber, dass sich hinter dieser Organisation tatsächlich kein Aprilscherz verbirgt: Deren „Heiliger Führer Alf Thum“ hatte vor einigen Wochen zur „reichsweiten Mobilmachung aller verfügbaren Kräfte nach Dresden“ aufgerufen. „Jeder Apfel und jede Birne“ waren „angehalten, sich unverzüglich zu melden und Einsatzbereitschaft zu bekunden.“ Und siehe da, „nach Jahren der Entbehrung und wagemutiger Aktionen vieler ihrer Kameraden konnte endlich und hoffentlich endgültig der Sieg über das Braune Fallobst in Dresden errungen werden.“ (Namensvetter der Äpfel und Bundesvorsitzender der rechtsextremen NPD Holger Apfel ärgert sich gerade das Hirn madig.)
In mehreren deutschen Städten werden – am bereits genug gebeutelten Buchhandel vorbei – Hunderte Exemplare des Koran kostenlos verteilt. Ziel sind 25 Millionen verteilter Exemplare in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auffällig ist, wie oft Journalisten betonen, die Bücher, die von salafistischen Gruppen unters Volk gebracht werden, würden „umsonst verteilt“. Der feine Unterschied zwischen „umsonst“ und „gratis“ wird im Land von Goethe und Schiller ebenso ignoriert wie sein Bruder, der feine Unterschied zwischen „als“ und „wie“. Bleibt zu vermuten – zumal die Aktion kein Aprilscherz ist – dass die Journalisten ganz genau wissen, was sie hoffen, wenn sie schreiben: umsonst!
Wer sich mit dem Koran befassen und dafür nicht in die Fußgängerzone nach Münster oder Frankfurt/Main zum kostenlosen Happening fahren und eventuell noch 9,95€ ausgeben möchte, der lese Kader Abdolah Mohammad, der Prophet, List Taschenbuch, ein kleiner, feiner Roman zum Thema.
Eine andere Massenaktion mit Büchern ganz anderer Couleur wird sich zur 7. Berlin Biennale ereignen (27. April bis 1. Juli 2012). Unter dem Titel „Deutschland schafft es ab“ hofft der tschechische Künstler Martin Zet auf genügend abgetörnte Sarrazin-Leser, die ihr Buch zurückgeben oder einfach loswerden wollen und es zu ihm bringen. Spezielle Sammelstellen wurden eingerichtet, die Bücher werden zur Installation verbaut und letztlich recycelt. Aus dem daraus entstehenden Umweltpapier wiederum könnten eigentlich die Notizbücher für Wulffs Memoiren gebastelt werden, und DAS hat ja nun wirklich das Zeug zum Aprilscherz. Muss nun aber warten bis nächstes Jahr. Schade eigentlich…
Statt April April macht´s also Mai o Mai, und achten Sie auf ausschlagende Bäume – kein Scherz!
Das rät Ihnen völlig selbstlos
Ihr und Euer
Spirit of Kasimir